Grabsteine online

Friedhöfe haben schon immer eine besondere Faszination auf mich ausgeübt. Die Grabsteine stehen für Menschen, die einmal unter uns gelebt haben und uns etwas bedeuteten. Im Rahmen meiner Familienforschung stieß ich dann auch irgendwann auf die us-amerikanische Webseite findagrave.com, von der ich sofort begeistert war. Ich fand dort Daten und Erinnerungen an viele in meiner Datenbank enthaltenen Amerikaauswanderer und deren Nachkommen. Ich konnte Familien ergänzen, es gab sogar manchmal Fotos der Verstorbenen, die von Angehörigen eingestellt wurden und oft sind auch die Traueranzeigen der Angehörigen mit veröffentlicht. Ich fand schon damals, daß es auch in Deutschland soetwas geben sollte.

Heute ist auch Deutschland erfreulicherweise so weit, in der Trauer und Beerdigungskultur auch die neuen Medien zu nutzen. Traueranzeigen kann man in Online-Tageszeitungen veröffentlichen oder auf entsprechenden Portalen wie gedenkseiten.de erstellen. Das sind in meinen Augen virtuelle Grabsteine, die es auch entfernt wohnenden Verwandten und Freunden ermöglichen, ihre Trauer auszudrücken und ihrer Lieben zu gedenken.

Sehr positiv sehe ich in diesem Zusammenhang auch das Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie. „Dieses Projekt wurde 2007 von einer kleinen Gruppe Ahnen- und Familienforscher als informative Nebenquelle ins Leben gerufen.“ 1 Ziel dabei war und ist es, die Grabsteinkultur in Deutschland zu doumentieren und das Gedenken an die Verstorbenen für künftige Generationen zu erhalten. In Deutschland unterliegen die Grabstätten, anders wie in den USA und auch verschiedenen anderen Ländern und Kulturen, die eine unbegrenze Liegezeit haben, dem Grabnutzungsrecht. Die Einzelheiten wie Dauer, Nutzungskosten und das Recht auf Verlängerung werden im Friedhofsstatut festgelegt. Das Statut enthält die lokalen, gemeinschaftlichen oder kommunalen Festlegungen im Rahmen der Landesgesetze. Somit ist vorprogrammiert, daß Grabstellen in Deutschland nach einer gewissen Zeit eingeebnet und später neu belegt werden. Damit ist der Ort der Erinnerung an den Verstorbenen für immer verschwunden.

Das Grabsteinprojekt des Vereins für Computergenealogie erhält das Gedenken auch über die in Deutschland geltenden Liegezeiten hinaus und dokumentiert außerdem die Grabsteinkultur. „Die Dokumentation ermöglicht den Vergleich des Stilwandels der steinernen Denkmale. Heutige Grabsteine sind wesentlich schlichter gestaltet als zu vergangenen Zeiten und z.T. nur noch mit dem Namen der Familie beschriftet, ohne nähere Lebensdaten der Einzelpersonen. Besonders im großstädtischen Bereich dominieren grabsteinlose Beerdigungsarten (Friedwald, Seebestattung und die anonyme Beisetzung). Durch das Projekt wird somit ein Teil unserer heutigen Bestattungskultur für die nachfolgenden Generationen archiviert“ 1 Erfreulicherweise gibt es aber auch in Deutschland hier und da noch alte Gräber, die erhalten geblieben sind und uns schon heute einen Vergleich der heutigen Grabmale mit denen von früher ermöglichen.

Foto – H. Holthausen

Die Grabsteinfotos für das Projekt werden ausschließlich von ehrenamtlichen Helfern in stundenlanger Arbeit fotografiert und erfasst. Die Ergebnisse der Arbeit stehen jedermann kostenfrei zur Verfügung, denn die Arbeit des Vereins ist gemeinnützig und frei von kommerziellen Zielen. „Mittlerweile hat das Grabstein-Projekt nicht nur bei Genealogen, Heimatforschern und Autoren von Chroniken und Ortsfamilienbüchern Anerkennung gefunden – es wird auch von Hinterbliebenen in nah und fern oft genutzt. Aus Rückmeldungen ist bekannt, dass durch dieses Projekt verschollene Verwandte wiedergefunden werden konnten. Selbst Steinmetzbetriebe, Bestattungsunternehmen, Friedhofverwaltungen und Friedhofsgärtnereien wissen diese Dokumentation zu schätzen.“ 1 – so der Verein auf seiner Webseite.

Es muss noch erwähnt werden, daß trotz allem Enthusiasmus der sogenannten „Grabsteiner“ für ihr Projekt, diese sich auch ausführlich Gedanken gemacht haben über die Gefühle der trauernden Hinterbliebenen. Auch wenn datenschutzrechtlich keine Einschränkungen für die Veröffentlichung aller Grabsteinfotos besteht, hat sich der Verein mit Rücksicht auf die Angehörigen freiwillig eine Sperrfrist für die Veröffentlichung der Fotos auferlegt. Das in Deutschland traditionelle Trauerjahr wird respektiert und deshalb werden keine Grabsteinbilder von Personen, die im laufenden oder vorhergehenden Jahr verstorben sind veröffentlicht. Außerdem gibt es geregelte Vorgehensweisen für den Fall, daß Hinterbliebene Einwände gegen eine Veröffentlichung haben. Mit Rücksicht auf die Gefühle der Betroffenen kann eine zusätzliche Sperrung der Veröffenlichung einzelner Grabsteine erfolgen.

Alles in Allem ist die Dokumentation der Grabsteinkultur durch den Verein eine in meinen Augen positive Entwicklung im Rahmen der Erhaltung von Kulturgut in unserem Land.

{pullquote}Grabsteine sind bearbeitete, meistens beschriftete massive Natursteine, die auf Friedhöfen in der Regel am Kopfende eines Grabes freistehend aufgestellt sind. Dabei gehört meistens je ein Grabstein zu einem Grab. Grabsteine dienen in den meisten Kulturen und allen großen Religionen zum Totengedenken sowie zur oberirdischen Kennzeichnung einer Grabstelle.{/pullquote}


Quellen:

Foto – H. Holthausen, 1 Zitate – Projektseite im genwiki

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