Die Kolonie Mokrotyn (Kreis ?ó?kiew)
Anton Engel
Zeitweiser der Galiziendeutschen 1988
Es ist bekannt, daß in Galizien die kleinen deutschen Kolonien mehr kämpfen mußten, um ihr Deutschtum zu erhalten, als die großen – und die katholischen Siedlungen im Besonderen. Leider scheint die Existenz dieser kleinen Kolonie gar nicht so bekannt zu sein. Von der älteren Generation, die noch etwas berichten könnte, leben nur noch wenige. Niederschriften und Chroniken, die bei der Umsiedlung mitgenommen wurden, sind auf der Flucht verloren gegangen, noch vorhandene werden als Eigentum betrachtet, anstatt sie den kommenden Generationen zu übermitteln. Die heutige Jugend, deren Vorfahren von drüben stammen, haben doch einen Anspruch darauf, zu erfahren, wo und wie ihre Vorfahren gelebt und gewirkt haben.
Die deutsche Kolonie Mokrotyn wurde nahe dem polnischen Dorf Mokrotyn angelegt und übernahm auch diesen Namen. Von 1785 – 1790 wurden dort 15 Familien angesiedelt, die aus der Pfalz oder dem Saarland kamen. Johann und Mathias Staudt aus Bruscheid/Bad-Kreuznach und Jakob Pfeifer aus Rinsenberg, Krs. Birkenfeld, wurden am 20. 7. 1785 in Mokrotyn angesiedelt.
Dr. Ludwig Schneider hat in seinem Buch „Das Kolonisationswerk Joseph II.“ aus Zins- und Steuerbögen des Jahres 1820 alle dort lebenden Familien namentlich erfaßt. Das war aber 35 Jahre nach der Ansiedlung. Ob das die ersten Ansiedler waren, ist nicht bekannt. Ein Beispiel beweist aber, daß der Name Spiegel nicht mehr dabei war. Josephine Spiegel, eine Ansiedlerin aus Mokrotyn, war die zweite Frau des Ansiedlers Anton Weber aus Wiesenberg, die laut Urkunde in Mokrotyn geheiratet hatten. Auch Johann Rödlich, Peter Henchen und Georg Roth sind zweimal eingetragen. Somit kann auch sein, daß Siedler, die nicht zurechtgekommen sind, die Höfe verlassen haben und weiterzogen. Es kann aber auch sein, daß durch Einheirat der Name des Hofes verloren ging.
Jeder Siedler bekam damals 16 Joch Ackerland, zwei Pferde, zwei Kühe, Haus- und Ackergerät, sowie Saatgut für den ersten Anbau. Das Land lag um die Siedlung herum; es war zwar guter und fruchtbarer Boden, der aber noch bearbeitet werden mußte. Da der Bach „Swinia“ mitten durch die Siedlung floß, war der Boden recht feucht. Außerdem mußten Brücken gebaut werden, die die Aus- und Einfahrtwege sicherten.