Ottenhausen und das Leben und Treiben darin
Richard Weiss
Zeitweiser der Galiziendeutschen 1982
Bestimmt waren die ersten Siedler, unsere Urahnen, von Ottenhausen gute Menschen, sonst hätte der Herrgott für sie nicht so ein schönes Fleckchen auf unserem Erdenrund geschaffen, das ihnen zur Heimat wurde. Es wird zwar jedermann von seinem Heimatort schwärmen und doch meine ich, daß gerade dieses Dörfchen ein Juwel unter den deutschen Kolonien Ostgaliziens war.
Ottenhausen liegt etwa 27 km westlich Lemberg und etwa 10 km nördlich der Kreisstadt Gródek.
Zwischen der ersten Siedlungsperiode, die 1795 abgeschlossen war und der zweiten von 1802 bis etwa 1820 gingen starke Verschiebungen in der Siedlung vor sich. Mehr als die Hälfte der Kolonisten wanderte ab, weil ihr Los nicht beneidenswert war. Die Siedler waren der Landessitten und Gebräuche unkundig, kannten die Landessprache nicht, wurden von den Beamten herzlos behandelt, litten Hunger und Not. Erst Jahrzehnte später, nach der zweiten Siedlungsperiode, traten die Kulturerfolge zu Tage.
Bezeichnend ist, daß die Kolonisten neben der Landwirtschaft auch ein Handwerk betrieben. Ohne die ihnen angeborene handwerkliche Begabung und außerordentliche Geschicklichkeit hätten sie sich nicht eine neue Lebensgrundlage schaffen können, ja, die Kolonisation als solche wäre wohl von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Diese Begabung und Geschicklichkeit muß sich weiter auf ihre Nachkommen vererbt haben, denn von den 1939 in Ottenhausen lebenden Deutschen waren 4 Tischler und Zimmerleute, 2 Stellmacher, 1 Schmied, 1 Brunnenbauer, 4 Schuster und 3 Schneider.