Verbreitungskarten der DNA Haplogruppen

Da ich mich ja nun doch mit DNA-Genealogie beschäftige, was ich noch im letzten Jahr für mich abgelehnt habe, muß ich mich auch mal genauer mit der Analyse der Ergebnisse beschäftigen. Heute möchte ich mich mit den Karten beschäftigen, die die genetische Zugehörigkeit zu bestimmten Ursprungsregionen und deren Vermischung darstellen.

Über die Haplogruppen werden die Probanden unterschiedlichen Ursprungsregionen zugeordnet. So findet man einige Gruppen beispielsweise nur unter Europäern, andere nur oder vorwiegend in Afrika.

Bei der Rückverfolgung innerhalb einer Haplogruppe wird man irgendwann in ferner Vergangenheit auf die hypothetische Mitochondriale Eva und den hypothetischen Adam des Y-Chromosoms stoßen. 2013 wurde in eine Studie publiziert, der zufolge die „mitochondriale Eva“ vor 99.000 bis 148.000 Jahren lebte und der sogenannte „Adam des Y-Chromosoms“ vor 120.000 bis 156.000 Jahren.

Nach Erhalt der Ergebnisse von Living DNA kann man auch in deren Portal solche Karten zur eigenen Haplogruppe und deren Verbreitung und Vermischung ansehen.

Hier ein Karten-Beispiel zur DNA meiner Mutter, deren Vorfahren hauptsächlich aus Sachsen und Böhmen stammen und sich mit Unterlagen [z.B. Kirchenbucheinträgen] bis ca. 1625 belegen lassen.

Die Verteilung von Haplogruppen heute und in der Vergangenheit ist das Ergebnis von Vermischung. Europäer, Afrikaner und Asiaten ähneln sich genetisch so sehr, dass sie nicht sinnvoll in klar umrissene Großgruppen eingeteilt werden können. Die (Vor-)Geschichte hat die Volksgruppen Europas ständig neu durchmischt, so dass alle Europäer viele gemeinsame genetische Vorfahren haben, die teils noch in jüngerer Vergangenheit gelebt haben: In Europa lebt gewissermaßen eine Großfamilie mit nahen Vettern auf allen Erdteilen. Nur wenige Genvarianten sind „europäisch“. Diese bestimmen über Äußerlichkeiten wie Haar- und Hautfarbe oder die Verträglichkeit gegenüber manchen Nahrungsmitteln, etwa Milch bzw. Laktose.Genanalytische Techniken, die möglichst viele unterschiedliche Erbgutgemeinsamkeiten berücksichtigen, können noch heute uralte Substrukturen in der europäischen Population ausmachen. Sie liefern Hinweise auf die jahrtausendealte Siedlungs- und Vermischungshistorie.

Nach neuesten DNA-Analysen müssen offensichtlich althergebrachte Geschichtsbilder revidiert werden! Demnach sind selbst heute noch 45% der Deutschen (ohne heutige Einwanderer), insbesondere in Süddeutschland, keltischer Herkunft, nur 25 % germanischer Herkunft und väterlicherseits sogar nur 6 % eines germanischen Ursprungs. 30 % der Deutschen stammen von Osteuropäern (20 % Slawen und 10 % Andere) ab. Interessanterweise haben die Bevölkerungen in Polen (60 % Germanen und 32 % Slawen) und der Tschechischen Republik (50 % Germanen und 42 % Slawen) einen deutlich höheren Anteil der auf germanische Wurzel zurück geht als die Deutschen selbst. Offensichtlich sind viele ostgermanische Stämme doch nicht ausgewandert und schon gar nicht ausgestorben, sondern mit der Zeit nur slawisiert worden. Lediglich die ostgermanischen Sprachen sind mit der Zeit ausgestorben. Jeder zehnte Deutsche hat nach einer Schweizer Studie jüdische Vorfahren.

Quelle: iGENEA DNA-Genealogie

So definieren In Europa zwei bestimmte, vor etwa 25 000 bis 30 000 Jahren erstmals aufgetretene und seitdem über die mütterliche Linie weitervererbte Mutationen im Mitochondrien-Erbgut die heute bei Europäern häufigste mt-Haplogruppe H. Häufig ist in Europa auch die wohl viel ältere mt-Haplogruppe U.

Nach den Testergebnissent gehört meine Mutter zur Hplogruppe H1, Untergruppe H1a3 [die Haplogruppe H1a3 ist ein Zweig der mütterlichen Linie. Die Frau, die diese Linie gründete, lebte zwischen 3.200 und 6.800 Jahren (Behar et al 2012b).]

Eine andere europäische, in der väterlichen Linie durch Mutationen im Y-Chromosom charakterisierte Haplogruppe nennt sich I. Sie ist heute bei einem Fünftel aller Europäer zu finden, war in der Altsteinzeit aber vermutlich weiter verbreitet. Die heute in Europa häufigste Y-chromosomale Haplogruppe R teilt sich anhand weiterer SNP-Marker in zwei unterschiedlich alte Untergruppen: R1a und R1b, anhand derer die Besiedlungsgeschichte Europas nach der Altsteinzeit nachvollzogen werden kann.

Ein Test meines Vaters ist leider nicht mehr möglich.

Wegen der möglichen Ungenauigkeit einer Herkunftsanalyse, vor allem bei Anteilen von weniger 10 %, sollte man keine Zeit und Mühe darauf verwenden, auf dieser Grundlage nach Vorfahren aus einer bestimmten Region zu suchen. Im Zweifelsfall sollte das Ergebnis der traditionellen genealogischen Forschung Vorrang haben, wenngleich in manchen Fällen die Herkunftsanalyse wichtige Hinweise geben kann – vor allem dann, wenn bestimmte Vorfahrenlinien mit traditionellen Quellen nicht erforscht werden können. Bei Probanden aus Mitteleuropa werden häufig hohe oder sehr hohe DNA-Anteile den Herkunftsregionen „England“ bzw. „British Isles“ und/oder „Skandinavien“ zugewiesen, obwohl die Vorfahren – soweit bekannt – aus dem deutschen Sprachraum stammen. [siehe z.B. auch obige Karte] Der Grund für diese häufige Falschzuordnung ist die offenbar hohe genetische Ähnlichkeit der Bevölkerung in Nord- und Westdeutschland, Nordfrankreich, in den Benelux-Ländern, in Südengland und in Südskandinavien. Unschwer erkennt man hier jene Gebiete, die zum Siedlungsgebiet der Germanen gehörten (Südskandinavien, Norddeutschland) oder in der Völkerwanderung von germanischen Stämmen besetzt wurden (Benelux-Länder, Nordfrankreich durch die Franken; Südengland durch die Angeln und Sachsen). Diese hohen Übereinstimmungen haben sicher nichts zu tun mit einzelnen Hansekaufleuten aus Deutschland, die in England Nachkommen hinterlassen haben könnten, den Wikingern oder jenen Engländern, die in den Armeen des Dreißigjährigen Krieges in Mitteleuropa kämpften; mögliche einzelne Vorfahren aus den genannten Ländern können für die angeblich hohen DNA-Anteile dieser Herkunftsregionen nicht verantwortlich sein. Daneben werden bei Probanden aus Mitteleuropa teilweise auch DNA-Anteile den Herkunftsregionen „Italien“ oder „Spanien“ zugeordnet. Dies scheint öfter der Fall zu sein bei Personen mit Vorfahren aus dem südwestdeutschen Raum. Möglicherweise bestehen hier in geringerem Maße genetische Ähnlichkeiten mit Bevölkerungsgruppen im Mittelmeerraum.

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