Vertreibung aus Tschechien

Die ersten Aussiedlungen Sudetendeutscher waren noch kriegsbedingt. Die deutschen Behörden begannen, da sich die Rote Armee unaufhaltsam näherte, mit der Evakuierung der Deutschen. Zum Teil flüchteten Deutsche in den Kriegswirren aber auch unorganisiert, da man sich nach dem Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion vor Racheaktionen fürchtete.

Mit Beginn des Maiaufstandes des tschechischen Volkes am 5. Mai 1945, noch vor der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai und somit noch vor der Befreiung durch alliierte Truppen, gelang es der tschechischen Bevölkerung, in Teilen des Landes die Kontrolle zu erringen. Dort kam es dann bereits zu ersten als „spontane Vertreibungen“ bezeichneten gewaltsamen Maßnahmen der tschechischen Bevölkerung gegen noch anwesende Volksdeutsche.

Die öffentlichen Ansprachen Beneš’ am 12. und 16. Mai, in denen er die Entfernung der Deutschen als absolute Notwendigkeit erklärte, bildeten sodann den entscheidenden Impuls zur Intensivierung der „wilden Vertreibungen“, bei der es zu brutalen Exzessen und mörderischen Angriffen gegen Deutsche kam. Zwischen Kriegsende und der praktischen Umsetzung des Potsdamer Kommuniqués wurden durch diese sogenannten wilden Vertreibungen bereits an die 800.000 Deutsche – viele mussten nach Österreich – ihrer Heimat beraubt. Aufgrund des Beneš-Dekretes 108 wurde das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt.


Freiwillig die Tschechei verließ meine Oma im November 1945, da mein Opa nach seiner Gefangenschaft nicht wieder nach Tschechien einreisen wollte. Er schickte seiner familie eine nachricht, daß sie über Deutscheinsiedel nach Sachsen kommen sollen.

NameGeburtsdatumWohnort vor Aussiedlung
Anton Richter28. Jul. 1914Brüx
Klara Hildegard Richter30. Dez. 1915Brüx
Annelise Richter24. Nov. 1936Brüx

Die Familie siedelte nach Sondershausen in Thüringen über.


Die offizielle Abschiebung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei begann im Januar 1946. Während dieses Jahres wurden rund 2.256.000 Menschen ausgesiedelt, großteils nach Deutschland, zu einem kleinen Teil auch nach Österreich.

Die Transportdokumente der tschechischen Behörden wurden in geordneter Form und in sechsfacher Ausfertigung erstellt. Dem deutschen Grenzkommissar für das Flüchtlingswesen wurden 2 Kopien vom tschechischen Begleitpersonal übergeben. Kopien findet man auch in den Staatlichen Bezirksarchiven der ehemaligen Bezirksstädte der Tschechischen Republik und wahrscheinlich auch im Prager Archiv des Innenministeriums. Die Grenzabwicklung lag in den Händen der ehemaligen Bayerischen Grenzpolizei. Die Betreuung übernahm das Bayerische Rote Kreuz.
In der Regel bestand ein Transportzug aus 40 gedeckten Güterwagen mit je 30 Personen. Kleinere Personenzahlen erscheinen bei geteilten Transporten und weisen auch auf Antifa-Transporte hin. Sogenannte Antifaschisten konnten den gesamten Hausrat mitführen. Die Betreuung lag bei anti-faschistischen Komitees.
Für die amerikanische Besatzungszone bestanden die drei Grenzdurchgangslager in Furth im Wald, Wiesau und Hof. Hier erfolgte ein mehrstündiger Aufenthalt mit Registrierung, Gesundheitsuntersuchung, Entlausung und Verpflegung. In der Regel erreichten die Züge nach ein bis zwei Tagen den Zielort. Aus Hof wurden einige Transporte in die sowjetische Besatzungszone (SBZ) weitergeleitet, weshalb hier Hof auch als Herkunftsort für Transporte aus der Tschechischen Republik erscheint.Folgende Personen aus meiner Familie sind aus dem Sudentengau vertrieben worden.


Die meisten Familienmitglieder, alle aus der Familie meiner Mutter Anneliese, verließen mit den offiziellen Transporten die Tschechei.

NameGeburtsdatumWohnort zur AussiedlungAnsiedlung inTransport nachTransport am
Johannes Baptist Richtrer07. Jan. 1873BrüxSBZKirchhasel oder Rudelstadt
 
 
Maria Albine Richter25. Mär. 1874BrüxSBZ 
      
Franz Josef Wagner02. Aug. 1898BrüxBayernHammerau14.06.1946
Anna Wagner28. Dez. 1902BrüxBayernHammerau14.06.1946
Anni Wagner31. Aug. 1922BrüxBayernHammerau14.06.1946
      
Karl Richter21. Dez. 1905BrüxBayernHammerau14.06.1946
Franziska Emilie Richter31. MÄR. 1894BrüxBayernHammerau14.06.1946
Kurt Richter BrüxBayernHammerau14.06.1946
      
Anton Brei18. Mai. 1905BrüxBayernHammerau14.06.1946
Amalie Brei7. Okt. 1907BrüxBayernHammerau14.06.1946
Anton Brei5. Apr. 1930BrüxBayernHammerau14.06.1946
      
Josef Jebautzky23. Jan. 1910BrüxBayern  
Marie Anna Jebautzky25. Okt. 1909BrüxBayern  
Horst Jebautzky10. Mrz. 1940BrüxBayern  
      
Emil Richter22. Mar. 1911Brüx   
Frieda Richter11. Jun. 1911Brüx   
Helga Richter10. Aug. 1940Brüx   
      
Rosa Fanny Reichl29. Apr. 1886OberleutensdorfHessenFrankenberg14.04.1946
      
Fanny Johanna Caroline Wenzl7. Jun. 1909OberleutensdorfHessenFrankenberg14.04.1946
      
Rosa Elsa Kempe16. Nov. 1910OberleutensdorfHessenFrankenberg14.04.1946
Walter Kempe12. Jan. 1933Oberleutensdorf Frankenberg14.04.1946
Berta Kempe21. Okt. 1939OberleutensdorfHessenFrankenberg14.04.1946
      
Oskar Dömel12. Feb. 1912OberleutensdorfHessenFrankenberg14.04.1946
Charlotte Herta Dömel3. Dez. 1914OberleutensdorfHessenFrankenberg14.04.1946
Fritz Hein Dömel15. Jan. 1943OberleutensdorfHessenFrankenberg14.04.1946
      
Heinz Kurt Reichl13. Jan. 1918Oberleutensdorf   

Ausgenommen von der Abschiebung waren lediglich Personen, die unter Zugrundelegung der als „Beneš-Dekrete“ bezeichneten Präsidialdekrete unentbehrliche Facharbeiter oder nachweislich Gegner und Verfolgte des Nationalsozialismus gewesen waren, wie z. B. sozialdemokratische oder kommunistische Widerstandskämpfer. Rund 250.000 Deutsche durften mit begrenzten Bürgerrechten bleiben. 1947 und 1948 wurden aber viele von ihnen zwangsweise in das Landesinnere umgesiedelt. Die offizielle Begründung lautete: „Umsiedlung im Rahmen der Zerstreuung der Bürger deutscher Nationalität“


Zu denen, die bleiben durften gehörte meine Großtante Gertrud mit Mann und Kindern. Alfred Martin war bei der Feuerwehr und galt wohl auch als unentbehrlicher Facharbeiter. Sie verließ Tschechien erst nach 1963. Ihr Mann war 1954 verstorben und sie wollte zu ihrer Familie nach Deutschland

NameGeburtsdatumWohnort vor Aussiedlung
Gertrud Irma Martin, geb. Reichl9. Aug. 1913Oberleutensdorf
Christa Martin9. Aug. 1943Oberleutensdorf
Elfriede Dufek, geb. Martin18. Jun. 1945Oberleutensdorf
Franz Dufek28. Nov. 1940Oberleutensdorf
Roman Dufek27. Jun. 1963Oberleutensdorf

Sie zogen nach Fürth in Bayern, wo die nachkommen noch heute leben.

Ebenso blieben bis ca. 1961. Sie lebten später in Würzburg.

NameGeburtsdatumWohnort vor Aussiedluing
Alfred Richter24. Sep. 1899Brüx
Marie Richter? 
1 Tochter ?? 

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