Weihnachten bei den Urgroßeltern in Schlesien

Wie mag es wohl Weihnachten bei den Urgroßeltern in Schlesien zugegangen sein? Leider können wir heute niemanden mehr fragen, wie es damals wirklich bei den Urgroßeltern war, aber sicherlich haben auch sie sich an die weihnachtlichen Bräuche in Schlesien gehalten. So können wir versuchen, uns vorzustellen, wie wir duch das Fenster in die Stube sehen und schauen, wie es dort ausgesehen haben mag.

Weihnachtliches Brauchtum

Ob Krippen, Weihnachtsschmuck, Backwerk oder Musik, in den verschiedenen Regionen Schlesiens hat sich eine Vielzahl von Weihnachtsbräuchen entwickelt. So soll z. B. bereits 1611 der erste mit Kerzen geschmückte Tannenbaum durch die Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien in ihrem Schloss aufgebaut worden sein. Und auch das altbekannte Weihnachtslied „O Tannenbaum, O Tannenbaum“ geht auf ein schlesisches Volkslied des 16. Jahrhunderts zurück – das ursprünglich aber nur vom Tannenbaum, nicht vom christlichen Weihnachtsfest handelte.
Im 18. Jahrhundert hielt die Tradition, eine Weihnachtskrippe aufzustellen, Einzug in die Familie. Mit viel Liebe wurde die Szenerie der Geburt Christi in den Stuben nach eigenen Vorstellungen aufgebaut. Einen einheitlichen Typ der schlesischen Krippe gibt es nicht. Neben vollplastischen Krippen, zumeist aus Holz geschnitzt, teilweise aber auch aus anderen Materialien wie Keramik gefertigt, gab es auch Flachfigurenkrippen, deren zweidimensionale Figuren zumeist aus Papier oder Pappe bestanden.

An den langen Winterabenden saß die Familie häufig am Tisch und bastelte. Eine mit vier Kerzen bestückte Apfelpyramide ersetzte häufig einen Adventskranz auf dem Tisch, in den Fenstern zündete man die mit Seidenpapier verzierten Adventsrosen an. Kinder freuten sich an Nikolaus über einen mit Rosinen und getrockneten Früchten verzierten sogenannten Putzapfel. Und auch das traditionelle Gebäck soll nicht vergessen werden, regionale Spezialitäten wie Liegnitzer Bomben oder Neisser Konfekt sowie die in ganz Schlesien beliebten „Mohkließla“ versüßten die Weihnachtszeit.

Das Weihnachtsessen

Die schlesische Weißwurst wird traditionell im Dezember gefertigt, und zu Heiligabend und Neujahr mit einer typisch schlesischen Tunke (zum Beispiel Fischtunke oder Lebkuchensauce) verzehrt. Die Wurst selbst besteht vor allem aus Kalbfleisch (heutzutage oft durch Schweinefleisch ersetzt oder ergänzt) und Schweinespeck, welche beide extrem fein (noch stärker als die Nürnberger Bratwurst) unter Beigabe von Eis gekuttert, und mit Zitronengewürz und Weißwein verfeinert werden. Diese Masse wird in Schweinedünndarm abgefüllt und kann zur besseren Haltbarkeit abgebrüht werden. Diese Wurst wird langsam in Wasser erhitzt oder auch in Butter gebraten. Als typisch schlesisches Weihnachtsessen wird diese dann zusammen mit Kartoffeln oder Kartoffelbrei und Sauerkraut serviert.

Die „Tunke“ dazu:

Lebkuchensauce ist eine traditionelle schlesische Spezialität – Es gibt sie ausschließlich am Heiligen Abend – auch heute noch in zahlreichen Familien mit schlesischen Wurzeln. Lebkuchensaucen gibt es in verschiedenen Varianten unter verschiedenen Namen. Bekannt sind unter anderem Christtunke, Pfefferkuchentunke, Pfefferkuchensauce oder Weihnachtssauce. Sie basieren meist auf einer Brühe aus Pastinaken, Sellerie und Möhren, der ein eingeweichter Lebkuchen sowie Mandeln, Rosinen und Malzbier zugegeben werden. Die fertige Lebkuchensauce sollte dickflüssig sein, man kann sie am nächsten Tag mit Malzbier oder Brühe verdünnen.In einigen Lebkuchensaucen wird auf das Malzbier verzichtet, manchmal wird Speck hinzugegeben.

Die Oberschlesier kennen eine Variante mit Fisch. Andernorts werden dazu Kasseler, Kartoffeln und Sauerkraut gegessen. Häufig gibt es dazu aber auch Weißbrot und schlesische Weißwurst. Die schlesische Lebkuchensauce ist eng verwandt mit der Polnischen Sauce, für die jedoch Wein verwendet wird.

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