Das Glaserhandwerk

Schon seit es richtige Häuser gibt, sind die Glaser damit befasst, entsprechende Scheiben in Fenster und Türen einzusetzen. Somit entstand schon bei Zeiten das Glaserhandwerk. Glaser verarbeiten das von Glasherstellern gefertigte Glas in der Glaserei mit Werkzeugen, wie Glasschneider und Zuschneidewinkel, und Maschinen wie der Schleifmaschine weiter.

Der römische Geschichtsschreiber Plinius (79 v. Chr.) berichtet, dass das erste Glas von phönizischen Kaufleuten entdeckt wurde, die einmal am Flusse Bulus lagerten und bei der Bereitung ihrer Kochstelle zufällig Sodablöcke verwendeten. Beim Löschen des Feuers bleib im Sand eine harte, jedoch lichtdurchlässige Masse zurück. Dies ist zwar eine schöne Gesichte, sie kann jedoch aus technischen Gründen nicht stimmen, weil die zur Glasschmelze erforderliche Hitze von über 600° C nie auf offenem Feuer erreicht werden kann. Zum anderen haben die weitgereisten Phönizier frühestens im zweiten vorchristlichen Jahrtausend ihre Kultur entwickelt. Um 1500 v. Chr. war das Wissen um die Herstellung von Glas schon dreieinhalb tausend Jahre alt.

Die ersten Fenster mit Holzrahmen und Glas kannte man schon zur römischen Zeit. Zu uns kam dieses Wissen des Glas- und Fenstermachens mit den Handwerkern der römischen Legionen. Unter den Römern ist der Werkstoff Glas zu großer Blüte gekommen. Sie waren es, die der Gewinnung und Anwendung von Glas neue Wege eröffneten. Während der Wirren der Völkerwanderung ging dieses Wissen verloren, so dass es Jahrhunderte später durch die Klöster in Frankreich (Tour), Italien (Ravenna) und Deutschland (Hersfeld) wieder entdeckt werden musste.
Im Zunftwesen des Mittelalters formierten sich unter dem Begriff „Glaser“ die Glasmaler, teilweise die Spiegelmacher, die Fensterbauer (in Süddeutschland und Sachsen) und die Glasmacher. Nach der Auflösung der Zünfte zum Ende des 19. Jahrhunderts fanden sich die Glaser und Fensterbauer wieder in Innungen zusammen. Im Gegensatz zum „Standesdünkel“ der Zünfte stand nun die gemeinsame Fortbildung, die Berufsausbildung der Lehrlinge und Gesellen, sowie die Zusammenarbeit in technischen Belangen im Vordergrund.

Die ersten, kunstvoll gestalteten bunten Glasscheiben tauchten in Europa im 9. Jahrhundert auf und zieren seitdem Kirchen- und Klosterfenster, da die Kunst des Glasmachens vor allem von Mönchen geübt wurde. Sie verstanden sich als Glasmacher und Glasverarbeiter. In den alten Römerstädten Köln und Trier wurden die ersten Glasfenster installiert. Doch bereits im 13. Jahrhundert gingen die Glasmacher und Glasverarbeiter getrennte Wege. Die ersten reinen Glaserzünfte entstanden. Die Zunftmitglieder besaßen ein allgemein anerkanntes Recht auf Arbeit. Die Bürger waren verpflichtet, bei ihnen zu kaufen und arbeiten zu lassen. Zünfte hatten natürlich einen Heiligen als Schutzpatron: so auch das Glaserhandwerk den Heiligen St. Lukas, übrigens bis zum heutigen Tag.

Bereits um 1450 bildete sich die erste selbständige Glasergemeinschaft in Trier. 400 Jahre später, am 5./6. September 1881, wurde in Hamburg der Reichsfachverband des Glaserhandwerks gegründet, mit dem Ziel der Weiterentwicklung und Festigung des Glaserberufsstandes und seiner Organisationen.

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