Lager Elsterhorst – FPPL Nr. 30

Das Lager Elsterhorst befand sich in Elsterhorst (heute Nardt) in der heutigen Gemeinde Elsterheide im damaligen Regierungsbezirk Liegnitz, Niederschlesien. Das 1938/39 errichtete Lager diente der deutschen Wehrmacht zunächst als Stammlager (Stalag IV bzw. Stalag IV A) überwiegend für polnische und tschechische Kriegsgefangene und anschließend als Offizierslager (Oflag IV D) für überwiegend französische Kriegsgefangene. Nach Kriegsende war es kurze Zeit russisches Kriegsgefangenenlager FPPL Nr. 30 für deutsche Wehrmachtssoldaten.

Koordinaten: 51° 27? 5? N, 14° 11? 40? O

In diesem Lager müsste sich mein Großvater Anton Richter bis etwa zu seiner Auflösung im Oktober 1945 befunden haben. Er befand sich 1945 in Sowjetischer Kriegsgefangeschaft und wurde im Oktober 1945 aus dieser Entlassen. Leider gibt es dazu keine Unterlagen mehr, da mein Großvater sämltliche Unterlagen vernichtet hat. Einzig die Aussage meiner Mutter, die sich sehr gut an früher erinnern kann, daß er in Hoyerswerda in russischer Kriegsgefangenschaft war, bringt mich auf dieses Lager.  Ich kann mich erinnern, daß ich als Kind einmal seinen Wehrpass in Händen hielt, jedoch später war dieser nicht mehr zu finden.

Bekannt ist nur, daß mein Großvater Ende Oktober / Anfang November meiner Großmutter in der Tschechei eine Nachricht zukommen ließ, daß er aus der Gefangenschaft entlassen sei und sie mit meiner Mutter die Tschechei verlassen soll, um nach Deutschland zu kommen. Er traute sich nicht in die Tschechei einzureisen.

24.04.1945 – 20.10.1945Russisches Kriegsgefangenenlager FPPL Nr. 30 für deutsche Soldaten der ehemaligen Wehrmacht. Dies waren größtenteils gefangen genommene Soldaten von der Schlacht um die Seelower Höhen und den Kämpfen um Berlin. Zeitweise waren in dieser Zeit bis zu 70.000 Gefangene in den Baracken, Notzelten und im Freien interniert.
20.10.1945Übergabe des Lagers Elsterhorst in deutsche Verwaltung und Nutzung als Entlassungs- und Quarantänelager für die heimkehrenden deutschen Soldaten. Kommandant des Lagers war jedoch weiterhin ein russischer Offizier.

Aufgrund der großen Hungersnot, Entkräftung und verschiedener Seuchen und Krankheiten sind nach Kriegsende im Lager Elsterhorst 621 gefangene deutsche Soldaten gestorben.

Ein Zeitzeuge schreibt zum Lager:

„Die Unterbringung erfolgte teilweise in den noch vorhandenen Baracken [des Kriegsgefangenenlagers Oflag IV D], teilweise in eiligst aufgestellten Zelten und in der freien Natur. Wöchentlich wurde gewechselt, so daß jeder auch einmal in eine der Baracken gelangte. Verpflegung gab es Anfangs keine. Wasser mußte aus dem Graben entnommen werden. Täglich wurde gezählt. Wenn es nicht stimmte, standen die Gefangenen bis zu fünf Stunden auf den freien Plätzen.
Nach einer Anlaufphase erhielten die Kriegsgefangenen ab Anfang Mai täglich 120 Gramm Brot und zwei Mal am Tag einen Liter heißes Wasser mit Graupen, Gemüse oder sogar ein paar Kartoffeln. Als Toilette diente ein ca. 20 Meter langer und 2 Meter tiefer Graben, an dem ein sogenannter Donnerbalken mit einer Stütze zum Festhalten angebracht war. Hier fanden bedauerlicherweise viele Kriegsgefangene den Tod. Sie fielen vor Schwäche rückwärts vom Balken in die Grube, aus der keiner mehr gerettet werden konnte.“
[Quelle: Erinnerungen von Herrn Siegfried Thiemig, Döbeln erschienen in „Das Lager Elsterhorst“ von Karl-Heinz Hempel, „Neue Hoyerswerdaer Geschichtshefte Nr. 2 (1999)]

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