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Nonnenmacher

mhd. nunne »verschnittene Sau« für den Viehkastrator

Es gibt viele Familiennamen, die auf falsche Fährten locken: Was war etwa ein Mohrenstecher? Ein Kreuzfahrer? Und die Bierschneider und Nonnenmacher? Alle diese Namen gehen auf den Beruf des Kastrators zurück. Was heute der Tierarzt macht, besorgte im Mittelalter ein Handwerker. Und daß uns dieses Handwerk in so vielen Namen überliefert ist, liegt daran, daß die mittelhochdeutsche Sprache für das kastrierte Schwein viele Wörter kennt: „nunne“ heißt der kastrierte Eber. Davon abgeleitet sind die Nunner, Nunnemann und Nunnenmacher. Den letzteren formte der Volkswitz um in Nonnenmacher (etwa 1500 Namensträger). Es gibt auch die Namen Nonner und Nonne(n)mann (500 Mal).

Ein anderes Wort ist „môre“ und davon abgeleitet der Mohrenstecher (85 Mal). Wieder ein anderes Wort ist „gelze, galze“. Daraus entstanden die Berufsbezeichnungen und Namen Göl(t)zer (600 Mal) und Göl(t)zner (90 Mal). Die Namen Gelzenleichter und Gölzenleuchter mit etlichen Varianten haben das Wort „lîhten“ (mhd. kastrieren) mit aufgenommen und zum Leuchter umgeformt, weil es nicht mehr verstanden wurde.

„barc“ hieß das männliche verschnittene Schwein. Daraus entstanden die Ber-, Beer-, Bern- und Bärschneider und die Bierschneider, aber auch die Ber-, Beren-, Behren- und Bärenstecher. Auch die einfachen Leichter, Leuchter (etwa 1000 Mal) und Stecher (niederdeutsch: Stäcker), etwa 5000 Mal, gehören zu dieser Familie. Diese Namensvielfalt erklärt sich auch aus der Tatsache, daß im Mittelalter das Schwein das mit Abstand wichtigste Wirtschaftshaustier war.