DNA Genealogie

Die Ahnenforschung mittels Gentest ist ein lukratives Geschäft. Verschiedene, internationale Anbieter locken ihre Kunden mit günstigen Paketen und Versprechen: „Entdecke deine Geschichte“, „Enthüllen Sie Ihre verborgenen Vorfahren“, „Die Geschichte deiner Vergangenheit“. Mittels einer Herkunftsanalyse können Sie angeblich herausfinden, ob Sie z.B. keltischer, germanischer, etruskischer oder jüdischer Herkunft sind.
Zum Test-Kit, das man nach Bestellung zugeschickt bekommt, gehören zwei Plastikröhrchen und zwei Wattestäbchen. Mit Letzteren bearbeitet man etwa eine Minute lang das Innere seiner Wange, und dann kommen die Schleimhautzellen-getränkten Bäuschchen in die Röhrchen, die man an das Unternehmen zurückschickt. Je nach Anbieter und Paketart bekommt man dann Wochen oder auch Monate später ein Ergebnis wie im Video: soundsoviel Prozent dies, soundsoviel Prozent das.

Das sei nicht wirklich seriös, meinen manche Wissenschaftler, die sich mit der menschlichen DNA beschäftigen. Denn man könne nicht mit Sicherheit sagen, dass jemand x Prozent skandinavisch und x Prozent irisch oder was auch immer sei. Diese Prozentangaben seien rein statistisch, sagt auch ein Humangenetiker von einer deutschen Universität. „… diese Angaben sagen nichts darüber aus, vor wie vielen Jahrhunderten die Vermischung möglicherweise stattgefunden hat. Das heißt, man ist letztlich genauso schlau wie vorher.“ 

Auch für erfahrene Genealogen könnte ein DNA-Genealogie-Test möglicherweise hilfreich sein. Durch den Vergleich verschiedener Personen könnte man eine Verwandtschaft überprüfen. So können Sie verschiedene Äste Ihres Stammbaums zusammenführen, Vermutungen und Familienlegenden bestätigen oder widerlegen und mit Ihrer Forschung in Jahrhunderte vordringen, aus denen keine schriftlichen Aufzeichnungen überliefert sind.

Jedes Mitglied einer väterlichen Linie trägt das gleiche Y-Chromosom. Im Laufe der Zeit wird das Y-Chromosom mehrmals weitergegeben und schwächer. Auf dem Y-Chromosom finden Mutationen statt; das DNA-Profil zweier nah verwandter Männer ähnelt sich deshalb mehr als das DNA-Profil von zwei Männern mit einem gemeinsamen Vorfahren, der vor 600 Jahren gelebt hat. Je höher die Anzahl von übereinstimmenden Markern, desto näher die Verwandtschaft zweier Männer. Da nur eine hohe Zahl von gemeinsamen Markern auf eine Verwandtschaft hinweist, ist ein Test, bei dem viele Marker untersucht werden, notwendig, um Verwandte von genetisch ähnlichen Linien zu trennen.
Die mitochondriale DNA (mtDNA) befindet sich auch in jeder Zelle, aber ausserhalb des Zellkerns in den so genannten Mitochondrien. Da die mtDNA eine höhere Mutationsrate als die DNA des Zellkerns aufweist und nur von der Mutter vererbt wird, ist sie ein wertvolles Werkzeug für die Erforschung der menschlichen Abstammung. Vor allem an zwei Stellen der DNA, den hypervariablen Regionen HVR1 und HVR2, enthält die mtDNA sehr viele Muster. Dies ermöglicht es uns, die einzelnen Linien gut zu unterscheiden. Die mtDNA wird intakt von der Mutter auf das Kind vererbt. Jeder Mensch – ob Mann oder Frau – erbt seine mtDNA ausschliesslich von seiner Mutter. Bei einem mtDNA-Test werden bestimmte Regionen der mtDNA untersucht. Man unterscheidet die Regionen HVR1, HVR2 (hypervariable Regionen) und CR (coding region). Diese Resultate werden mit der Cambridge Reference Sequence (CRS) verglichen. Die CRS, eine standardisierte Sequenz der mtDNA, bildet den Vergleichsmassstab für die Darstellung der mtDNA-Resultate. Dies ermöglicht es, mtDNA-Profile mit mehreren hundert einzelnen Basen übersichtlich darzustellen. Im Resultat werden also nur die Abweichungen zu dieser standardisierten Sequenz dargestellt. Die unterschiedlichen Abweichungen ermöglichen eine Aussage über die Nähe der Verwandtschaft zweier Personen. Die Abweichungen zur CRS werden mit deren Position in der mitochondrialen Sequenz und mit der mutierten Base benannt: z.B. bedeutet 16126C, dass an Position 16126 ein C an Stelle des in der CRS vorkommenden T ist. Wie auf dem Y-Chromsomen finden auch auf der mtDNA Mutationen statt, so dass zwei nahe verwandte Personen ein ähnlicheres Profil haben als entfernte Verwandte. Je mehr Regionen der mtDNA zwischen zwei Personen übereinstimmen, desto näher sind die beiden miteinander verwandt.

Einige Testanbieter werben teilweise offensiv mit fragwürdigen Erkenntnissen und verschweigen, dass eine einfache mtDNA oder Y-DNA-Analyse keine seriöse wissenschaftliche Aussage über die vorwiegende Abstammung bzw. Verwandtschaft zulässt, welche selbst durch die autosomale DNA nur fragmentarisch bestimmt werden kann. Nur wenige Testanbieter publizieren Erkenntnisse und die Basis ihrer Auswertungen in wissenschaftlich überprüfbarer Form. Zertifikate zu historischer Herkunft („Clans“, „Urvölker“, u. a.) auf Basis von mtDNA oder Y-DNA sind somit kritisch zu betrachten, bzw. klar auf die maternale und paternale Linie einzugrenzen. Deren Stammbäume und mögliche Geschichte durch Vergleich mit archäologischen DNA-Funden, sind noch nicht bis in frühgeschichtliche Zeiten wissenschaftlich ausreichend erforscht, sodass sehr viele Aussagen auf Annahmen beruhen.

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