Die unbekannte Tante Rena

In der Familie Eberle war es ein offenes Geheimnis, dass es diese Tante Rena gab. Sprechen wollte ihre Schwester Helga nie über sie. Sie tat als ob Rena nicht existierte.

Renate Sander war die uneheliche Tochter von Walter Escheberg, der am 09.04.1951 aus der DDR nach Westberlin floh. Dort muss er irgendwann, wohl noch vor Juli 1851 Renates Mutter Gisela? Sander in Schöneberg getroffen haben.

Es entspann sich ein Verhältnis, das wohl spätestens endete als Ehefrau Elizabeth mit der gemeinsamen Tochter Helga am 23.07.1951 ebenfalls nach Westberlin übersiedelte und ihren Mann wieder einfing. Kurz zuvor wurde Renate gezeugt, wahrscheinlich im Juni 1951. Geboren ist sie Anfang März 1952 in Berlin Schöneberg. Auch der Vater Walter und seine Familie lebten bis Anfang 1953 in Berlin-Schöneberg, Gustav-Müller-Str. 33 b. Ob Kontakt zur unehelichen Tochter und deren Mutter bestand ist nicht bekannt.

Anfang 1953 siedelte der Vater Walter Escheberg mit seiner Familie, Frau Elizabeth und Tochter Helga, damals 13 Jahre alt, in den Westen Deutschlands um. Nun war Renas Mutter auf jeden Fall auf sich allein gestellt. Da der Vater bekannt war, hat er möglicherweise auch Unterhalt gezahlt, zumindest kann man es vermuten. Gekümmert hat er sich aber offensichtlich nie wieder um seine Tochter Renate. Sie muss unter schwierigen Verhältnissen alleine mit Ihrer Mutter aufwachsen. Ihre Mutter verdient mit der Pflege einer alten, unfreundlichen Tante den Lebensunterhalt.

Die 13-jährige Rena lauscht abends aus ihrem kleinen Kofferradio unter der Bettdecke dem Freiheitssender 904. Die Rhythmen aus dem Radio schreien nach Freiheit. Rena will raus aus diesen engen Verhältnissen in Schöneberg und weg von der Tante. Als Rena beginnt, die Schule zu schwänzen, und ein Lehrer sie bei den „Gammlern“ an der Gedächtniskirche sieht, schaltet er das Jugendamt ein. Von einem Tag auf den anderen wird Rena 1965 in ein Heim gesteckt, das mit hohen Mauern und Stacheldraht einem Gefängnis gleicht.

Rena, 15 Jahre alt, lebt nun seit zwei Jahren in dem christlichen Heim für schwer erziehbare Mädchen. Die Nonnen führen ein strenges Regiment. Es herrscht Zucht und Ordnung, nie erlebt Rena eine zärtliche Geste oder ein herzliches Wort. Sie und zwei Freundinnen planen deshalb die Flucht. Die Flucht misslingt, aber Rena darf mit 16 Jahren wieder zu ihrer Mutter zurück.

Sie verbringt nun viel Zeit in der Berliner Theaterszene, die Ihre Zukunft sein wird. Dort findet sie erst einmal Halt. Sie lernt Herbert T. aus Österreich, heute erfolgreicher Schauspieler, kennen mit dem Sie angeblich 2 Kinder hat, einen Sohn und eine Tochter. Die Kinder tragen den Nachnamen der Mutter. Ob es eine Heirat zwischen dem heute ziemlich bekannten Schauspieler und Rena gegeben hat ist leider unbekannt.

Niemand weiß, wie lange die Beziehung hielt. Eines ist sicher, sie heiratete irgendwann vor 2002 einen Ingolf Gebhardt. Der gemeinsame Ehename war aber Sander-Lahr, was nahe legt, dass es davor bereits eine Ehe von Renate mit einem Herrn Lahr gegeben haben muss. Durch die Regelung des Namensrechtes könnte Ingolf als geborener Gebardt sonst heute nicht Sander-Lahr heißen. Er lebt in Berlin.

Nach dem Tod der Schwester Helga 2015 versuchte die Familie mehr über Rena herauszufinden, hatte den Wunsch sie eventuell einmal zu treffen. Es gelang jedoch erst im Jahr 2023 weiter Fakten zu finden. Ein glücklicher Zufall war dabei, dass ein Familienmitglied im Jahr 2014 Rena in der Dokumentation „Unsere 60er Jahre – Wie wir wurden, was wir sind“ aus dem Jahr 2007 wieder erkannte. Diese Information wurde in der Familie im Jahr 2023 bekannt. In Folge dessen besorgte sich die Familie die Teile der Dokumentation, in denen Renate über sich erzählt.

Rena besuchte im Jahr 2002 ihre Schwester Helga in Pforzheim. Erst durch dieses Treffen sind der Familie einige Informationen über Rena bekannt geworden wie z.B. der Ehemann und die Kinder, die sie damals begleiteten. Vielleicht wüssten wir sonst noch nicht einmal von ihrer Existenz.

In der Dokumentation ist Rena Sander-Lahr 2007 erkennbar krank, man hört es an Ihrer Stimme, dass sie Atemprobleme hat. Auch geht es ihr finanziell nicht gut. Es zeigt sich aber auch, sie ist nach ihrer Leidenszeit im Erziehungsheim sozial aufgefangen durch ihre Tätigkeit auf der Theaterszene.

Heute, Ende 2023, weiß die Familie, dass Rena nicht mehr lebt. Es wird vermutet, dass Sie zwischen 2016 und 2022 verstorben ist. Zuletzt wohnte sie wohl in der Hochkirchstr. 18 in Berlin-Schöneberg.

Gerne hätten wir mehr über sie erfahren, aber leider sehen wir keine Möglichkeit noch etwas heraus zu finden.

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