Der Hobby Uhrmacher

Gelernt hat er ja eigentlich Polsterer, mein Großvater. Geboren 1914 in Brüx musste er 1939 seinen Traum von der eigenen Firma aufgeben, denn er wurde einberufen zur Wehrmacht. Eigentlich hatte er ja das Angebot, die Polsterer-Firma seines Meisters in Brüx zu übernehmen. Am Ende des 2. Weltkreiges geriet er dann in den Tagen des allgemeinen Aufbruchs in russische Kriegsgefangenschaft und hat wohl die ca. 6 Monate Gefangenschaft bis Mitte Oktober 1945 im Lager Elsterhorst bei Hoyerswerda mit der Reparatur von Uhren gut überstanden.

Angeblich hat er Uhren für die russischen Soldaten repariert. Sicherlich waren das in Mehrheit Beutestücke, die sie den Gefangenen abgenommen hatten.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß mein Opa in den 70er Jahren fast allabendlich im Wohnzimmer am Eßtisch gesessen hat und Uhren reparierte. Er hatte ein Einglas im Auge und verschiedene Pinzetten und kleine Schraubenzier, mit denen er die Uhren seiner Arbeistkollegen auseinander nehm und reinigte. Er war damals auf dem Kali Schacht beschäftigt.

Er reparierte Armbanduhren und auch wunderschöne Taschenuhren. Ich erinnere mich an eine, die er in seiner Kiste hatte, deren Zifferblatt mit wunderschönen Blüten verziert war. Wahrscheinlich hatte er diese nicht von einem Kollegen, sondern aus dem Krieg mitgebracht. Leider sind die Uhren und alles Uhrmacherwerkzeug nach seinem Tod verschwunden. Soweit ich weiß, hat meine Mutter damals alles verschenkt.

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